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Flugsaison 2019,  Hitzewelle und Abschiedsflüge

Ein Bericht zu einer doch speziellen Flugsaison, von unserem Zucht- und Vereinsfreund  Roby Lung Ingwiller / Elsass!

Diese Flugsaison 2019 war von der Wetterlage eigentlich ganz gut: Sonne, blauer Himmel, gute Thermik fast von April bis Ende September. Ein tolles Verhältnis  zum Fliegen außer ein nasser Oktober der sich teilweise im November fortsetzte. Die Hitzewelle hat sich wochenlang hingezogen, was lästig sein kann, mit Konsequenzen für manche menschlichen Organismen, wie auch für unsere fliegenden Tauben. Tatsache bleibt das eine anhaltende  Hitze aufgrund von Sauerstoffmangel, ein Formfresser sein kann für Sportstauben.  Umso vernünftiger ist es in diesem Fall, die Tauben frühmorgens in die Frische freizulassen. Die Wiener vertragen eigentlich die Hitze gut und haben sich deshalb während der dicken Hitzewelle bei uns im Elsass gut durchgeschlagen, außer der Flugzeit die nicht schlecht war aber auch nicht die Beste, im Vergleich was sie sonst zeigten.   2019 hat mir mehr emotionale Ladung gebracht als jede andere Flugsaison in den letzten 10 Jahren. Besonders die extreme Flughöhe  an jedem Flug vom Frühjahr bis Ende Sommer war für meine Vorstellung das Beste was meine Tauben an klassischen Wienerflügen gezeigt haben: Schnelles aufsteigen  auf Punkthöhe, harmonisch und   eleganter, beweglicher Flug,  mit werfen, und kantiges links-recht fliegen. Es sind genau diese Original- Eigenschaften die ich sehr zu schätzen weiß. Manche ,Züchter legen keinen Wert auf diese “Stilelemente“, oder sagen es, weil ihre Wiener Stämme das nicht so perfekt zeigen wie gewünscht. Andere wiederum Denken eher an Leistung und legen mehr Wert auf lange Flugzeiten und benutzen dafür Langflugwiener. Jedem seiner Sache!  Persönlich ist es für mich schon eine Weile her,  dass ich hinziehende, lange Flugzeiten von 5 Stunden und mehr nicht mehr mag. Besonders nicht bei meinen Tauben weil ich mich sonst nicht genug konzentrieren kann auf die reine Flug-Ästhetik. Gerade das, was mir eben am besten gefällt, bei dem Wiener Hochfliegern. Deshalb war es auch der Grund, warum ich  mich von meinen Ciung Hochfliegern getrennt  habe und keine Budapester mehr züchte und fliege, wie in den 1980er Jahren.      

Jeden Tag konnte ich während der Hitzewelle bereits um 6h30 ein Team hochjagen. Die Tauben waren die Hälfte der Flugzeit in Punkthöhe  und flogen  um die 2 bis  2 ½ Stunden  aber weniger  als die 3 bis  3 ½ Stunden, was sie sonst in der Lage sind,  zeigen können. Warum das dieses Jahr so war, kann ich nicht genau erklären, Hitze? Fütterung? Das Abbauen der Tauben nach dem ersten Abschiedsflug vielleicht eher ?  Immerhin  habe ich doch 3 Preisflüge gemacht die mir, vom Flugverhalten, sehr gut Gefallen haben. Das schnelle Aufsteigen in 5 Minuten und  die große Höhe hat wunderbar gestimmt, nur die Zeit war  knapp für einen ersten Platz im Wettbewerb. Das gehört auch zum Preisfliegen denn es kommt vor, dass die Umstände nicht immer zu einem extra Ergebnis führen. Wer Hochflug sagt, spürt Adrenalin. Es ist  ein Glück, wenn alles gut abläuft. Wenn die Tauben täglich extrem hoch gehen macht mir das natürlich Freude. Aber wenn die auch noch unsichtbar werden, (was ich besonders hasse und  fürchte). Wenn ein Abschiedsflug  am Horizont steht, stresst mich das, und dann bekomme ich es manchmal mit der Angst zu tun. Um Angst zu haben, muss man etwas Gutes  zu verlieren haben. In meinem Fall war es ein ganzer Stich von 26 Elite-Tauben in Vorbereitung zum Preisfliegen,  mit der ganzen Arbeit im Hintergrund. Deshalb musste ich mein Management überprüfen, indem ich mir überlegte, mit welchen Mitteln ich meine Tauben in sichtbarer Höhe halten kann. Auch die verschiedenen Aspekte des Warum und Zustandekommens dieses ersten Abdrehfluges zu verstehen, wenn Überhaupt was zu verstehen ist! Wahrscheinlich muss ich das nicht gut kapiert haben, denn  5 Wochen später hatte ich einen zweiten Abdrehflug. Besser gesagt ein Wegfliegen, denn  der Verluste von 4 tauben war eigentlich gering.   Es war doch ein Schock.  Deshalb habe ich ab dann ständig versucht, meine Tauben mit verschiedenen Mitteln zu bremsen.  Das unsichtbare Fliegen in gewissen Momenten  hat mich besonders  geärgert. Ich habe keine Freude daran  und hasse wenn meine Tauben unsichtbar herumwandern. Mein guter Freund  Dr Thierry Roy, Tierarzt, der auch Wiener fliegt in Martigues / Sud Frankreich ist einer der besten Flugtauben-Kenner Frankreichs  und Autor des Buches“ Die Kunstflug und Hochflugtauben“ ( Les pigeons de vol acrobatique et de haut vol). Er sagte mir, dass wenn seine Wienern sich unsichtbar aufhalten, droppt er sie sofort herunter, mit 15 spielende Kelebek, was  einwandfrei funktioniert.      Aus Tradition  habe ich noch nie Dropper eingesetzt um Hochflieger anzulocken aber ich fand den Gedanken eigentlich sehr gut.  Ein abdrehendes Taubenteam, egal ob es sich um 3  oder um 30  handelt, egal aus welchem Grund, ob die Tauben verloren gehen, oder teilweise mit Glück zurückkehren, hat immer was mit der Flughöhe und der großen Form  zu tun, denn normalerweise hauen die Tauben nicht ab. Die Greifvogel-Verfolgung kann man auch als Grund dazuzählen.   Eigentlich habe ich noch nie viele Abschiedsflüge  gehabt vielleicht 2 -3 in den letzten  10 Jahren. Diese Flugsaison  hatte ich 2  innerhalb  5 Wochen und fast einen Dritten im Oktober

Ein Teil der 26 Wiener (4 Monate alt) der Krombach- Linie, kurz vor dem 1. Abdrehflug!

1. Abdrehflug:      12. Juni 2019 starte ich 26 meiner Wiener, Abstammung Krombach, morgens  um 6:45. Die steigen  innerhalb 5 min in Oberluft und zeigen den klassischen links, rechts Zickzack- Flug. Sie behielten diesen Rhythmus etwas über 1 Stunde, aber ich spürte, wie sie dann sehr nervös wurden und dann immer höher und weiter in die Ferne zogen, bis  sie endgültig verschwanden.  Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass sie eng gruppiert waren  und nicht verstreut wie bei einem Angriff.  In diesem Fall  schaue ich immer nach der Stelle, an der sie zuletzt aus dem Blickfeld verschwanden und habe den Eindruck gehabt einen Raubvogel gesehen zu haben, aber wegen der Entfernung würde ich das nicht schwören. Trotzdem habe ich den ganzen Tag, keine einzige Taube mehr gesehen. Am Abend kehrten 7 Tauben getrennt zurück. Am nächsten Tag 3 Tauben und danach nichts mehr. Ich hatte 10 wiederkehrende  und 16 fehlende Tiere, von 26.

2. Abschiedsflug:       19. Juli um 7h30 Uhr jagte ich 25 Tauben auf.  Gleich zeigten die eine wirklich ungewöhnliche Art und Weise nach oben zu klettern, vertikal wie im Aufzug immer  höher und höher bis außer Sicht. Ich glotze lang  nach oben, aber wenn ich nach 1bis 2 Stunden Überhaupt  keine Tauben mehr sehe,  ist was faul. Nach 3 Stunde immer noch keine Tauben einzeln oder verzottelt am Himmel.  Ich verliere die Hoffnung, und nach 4 Stunden gebe ich auf. Bin moralisch fertig, besonders nach einem ersten Abdrehflug, der mir immer noch auf dem Magen liegt. Verzweifelt und müde von der Suche,  lege ich mich ein bisschen hin. Nach Bedenken über all diese schönen Flüge. Diese  25 Wiener, Abstammung und Nachzucht der Berger-Sorte, mit der ganze Trainingsarbeit die da hinter steckt,  dachte ich am liebsten  ganz mit dem Hochflugsport aufzuhören. Gegen 12h30  kommt meine Frau nach Hause und sieht an meiner Begräbnis-Figur  sofort, das etwas schief gelaufen ist.  Ich erzähle ihr den Verlust meinen Tauben, sie aber  lächelt und kündigt an, dass draußen meine Tauben herumfliegen. Ein Wunder! 20 von den 25 Tauben drehen  tatsächlich um das Dach und landen endlich nach 4 Std 45min.  Am nächsten Tag kehrte eine andere Taube zurück.  Noch 4 verloren, aber glücklich das ich nicht das Schlimmste erlitten habe. Ich kann nicht sagen was passiert ist, aber weil der Stich zusammen aufgetaucht ist, vermute ich eher das die Tauben unsichtbar oben drüben waren, eventuell auch etwas weiter abzogen.   Ab diesen Flug  entschloss ich mich endlich, den Rat meines Freundes Thierry Roy  zu folgen. Zum Teufel die Tradition, wenn es sich um das Wiedersehen meiner Tauben handelt. Da ich keine anderen Rasse habe zum Droppen  habe ich dafür einen zweiten Stich jüngerer Wiener hochgelassen. In 10 Minuten waren sie in mittlerer Höhe, das reichte aus und die ersten glitzernden Pünktchen  erschienen über ihnen. Dann engagierte sich  eine atemberaubende Show mit der ich nicht rechnete. Der eine Stich am Hochsteigen der andere am Sinken in einem  tanzenden Ballet  mit prächtigen Flugfiguren  bis zum  Zusammenschmelzen   beider Stiche. Einen Pulk von nahezu 50 Wienern tummelte sich geschlossen weiter so, aber zumindest in sichtbarer Höhe.

Teil der zurück gekommenen Wiener (7 Monate alt) der Berger-Linie, vom 2. Abschiedflug!

3. Fast-Abschiedsflug:     9. Oktober 8h starte ich  mit 21 Wienern nach 8 Tagen Pause wegen schlechtem Regenwetter. An diesem Tag war das Wetter auch nicht sehr gut, graue durchziehende Wolken aber doch spielbar, so glaubte ich. Habe nur vergessen  dass die Wetterlage sich schnell  verschlechtern kann. Die Ankunft von tiefen  nebligen Wolken und schon hatten wir es. Ich hätte nie gedacht, dass die Tauben unter diese Bedingungen  doch hoch gehen. Einige tiefere Wolken und schon waren die Wiener darin absorbiert. Von Zeit zu Zeit, weil sie etwas tiefer gingen, konnte ich sie diffus wie Geister im Nebel wahrnehmen.  Der Himmel wurde plötzlich in wenigen Minuten tief schwarz  mit starkem  Wind und ein heftiger 20 Minuten langer Regen der die Tauben schließlich total verschluckte. Später nach  Aufheiterungen, war keine Spur mehr von Tauben zu sehen.  Vielleicht aus Intuition oder Vorahnung, habe ich mich auf das Einfallsreichtum, die Intelligenz und den Orientierungssinn meiner Tauben verlassen, was dieses Mannschaft  mehrmals zuvor gezeigt hat, denn es handelte sich um die zurückgekommenen Berger-Tiere vom 2. Abschiedflug. Gegen 15 Uhr kam eine Gruppe von 7 Tauben geschlossen, 2 stunden später  noch  8 Stück ebenfalls geschlossen  und sehr müde. Vor der Nacht fand ich noch 3 im Taubenschlag. Die 3 Vermissten kamen am nächsten Tag, also hatte ich sie alle wieder.

Wiederum hab ich festgestellt, dass ein Jahr nicht dem anderen gleicht und diese Flugsaison  2019  werde ich nicht so schnell vergessen. Ich habe mehr Tauben verloren dieses Jahr durch das Abdrehen (etwas 22) als durch die Krallenkompanie geschnappt wurde. ( 4 Tauben getötet und gerade so viel, leicht verletzt ).  Und doch! Gibt es was Schöneres für  Hochflug und Kunstflug Liebhaber,   als seinen Tauben beim Spielen, Rollen, Hochfliegen zuzusehen.  Ich würde ohne Zweifel  sagen, es gibt was Schöneres: Sie alle wieder gesund und munter im Taubenschlag zu haben. Tauben die aus den Krallen des Falkenkonsortiums immer wieder ausgewichen sind, einen Abschiedsflug durchgemacht haben und retour gekommen sind, verdienen den Respekt des Züchters. Nachdem sie stundenlang gegen die Elemente gekämpft haben, ihren Weg gesucht haben, erschöpft aber  durchgehalten haben bis nach Hause, ist es doch  die größte Freude, die uns die Tauben machen können. Gerade diese mutigen, intelligenten  Flieger müssen für die Fortpflanzung eingesetzt werden und  gehören mit Sicherheit in die Zucht. Es ist natürlich üblich das diese Tauben nach der „ Tradition des Wienerfluges“ im Spät- Herbst und Winter nicht den Gefahren der Greifvögel unnötig ausgesetzt werden, nun in Ruhe im Schlag überwintern und auf die nächste Zuchtsaison im Frühling warten.

Mit den neu geborenen 2020 jungen kann es dann wieder losgehen, in der Hoffnung bessere Resultate als mit meinen 3 folgenden Preisflügen 2019 im DHC  und CFPCHV zu erreichen: 

413pkt / 133 Minute /  3.14  index  

402 “   /  160 “         /   2.15                                                           

345 “   /   103 “       /    3.34                                                           Robert LUNG

Rakonitzer Roller

Rakonitzer Roller

Häufig wird der Rakonitzer Roller bei uns in Westeuropa – weder auf Schauen noch im Flug – nicht gezeigt. Zeit, diese hübsche und äusserst angenehme Taubenrasse etwas näher vorzustellen.

In Deutschland und Frankreich beschäftigen sich seit mehr als zehn Jahren einige Züchter innerhalb der EFU mit den Rakonitzer Roller. Nach Reglement ist es üblich, Rassen die neu in den Flugwettbewerben mitmischen, vorerst in der sogenannten offenen Klasse zu fliegen. Eine Erfahrung, die sich durchaus bewährt, um nicht für jede «Eintagsfliege» ein Regelwerk erstellen zu müssen, was dann nach paar Jahren wieder verstaubt. Da sich die Rakonitzer zu etablieren scheinen, war es an der Zeit, sich Gedanken über eine Zuteilung in eine bestehende oder die Schaffung einer neuen Klasse zu machen.

Mit der Definition der Figuren werden nicht nur die Zuchtziele definiert und gefördert, sondern auch die Leistungen honoriert und mit Platzierungen an Wettbewerben ausgezeichnet.

Unter der Leitung von Peter Lhotsky wurde auf die EFU-Tagung 2019 der Antrag gestellt, die Rasse in die Purzlerklasse einzuteilen. Trotz Recherchen und Gesprächen im Vorfeld zogen wir den Antrag nach intensiver Diskussion zurück. Hauptgrund war, dass das Mutterland der Rasse sich für die Tagung entschuldigen lassen musste und somit ein entscheidender Faktor fehlte. Die Flugtaubenrassen sollen im Grundsatz so geflogen und gewertet werden, wie dies die Erzüchter der Rasse ursprünglich wollten. Somit war der Rückzug gerechtfertigt und gab uns Zeit, weitere Recherchen anzustellen und die Kontakte in die Tschechei zu intensivieren.

Peter Lhotsky lernte Jiří Jadrníček im August 19 an der Int. FK-Meisterschaft des KAH CS kennen und konnte dadurch eine wichtige Informationsquelle «anzapfen». Nach etlichen Mails etc. wurde dank Andrej Margetín ein Treffen mit Vertretern des Rakonitzer Roller Clubs aus Tschechien bei Jiří Jadrníček vereinbart. Peter Lhotsky und ich sind am Samstag 5. Oktober 2019 in der Früh nach Střítež nad Bečvou gefahren.

Freundlicherweise hat Andrej Margetín uns seine Unterstützung als Dolmetscher und Vertreter des KAH CS zugesagt und uns an diesem Treffen begleitet. Danke Andrej!

Kaum angekommen wurden wir schon mit einem köstlichen Gulasch verwöhnt und die kulinarische Verwöhnung ging den ganzen Nachmittag und Abend weiter. Danach besichtigten wir den Hof und Taubenschlag von Jiří Jadrníček. Jiří züchtet die Rakonitzer Roller seit über dreissig Jahren. Obwohl sein Augenmerk mehr auf die Ausstellungen gerichtet ist, waren wir überrascht, wie fleissig seine Rakonitzer Roller purzeln. Bei nassgrauem Wetter flogen die Tiere nicht zu lange, doch dies reichte aus, um das zu sehen, was wir unbedingt sehen wollten: Einfach- Doppel- und Mehrfachüberschläge!

Zwischenzeitlich waren die anderen Teilnehmer eingetroffen, verköstigt und so konnten wir uns intensiv rund um die Themen des Rakonitzer Rollers kümmern.

Thema Nr. 1 war die Bewertung. Dazu stellten wir den Spezialisten zuerst Mal das EFU-Wertungssystem vor und wie wir IHRE Rasse zu klassieren gedenken. In der Diskussion zeigte sich bald, dass Begriffe wie Rollen durch das Assoziieren mit einer bestimmten Rasse, wie zum Beispiel dem Birmingham Roller oder die Übersetzung in eine andere Sprache leicht missverstanden werden können. Da in der Runde zwei Züchter ihre Tauben auch wirklich fliegen und trainieren und zudem sehr gut Deutsch sprachen, kristallisierte sich bald heraus, dass der Rakonitzer Roller eben doch nicht ein reiner Purzler ist, sondern dass es auch Tauben gibt, welche 3 und mehr Überschläge zeigen.

Somit konnten wir das Figurenschema der Rakonitzer Roller wie folgt festhalten:

Einfachüberschlag = 1 Wertungspunkt

Doppelüberschlag = 1 Wertungspunkt

Mehrfachüberschlage (kurze Rolle) = 1 Wertungspunkt

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Figuren schnell und eng oder langsam und offen ausgeführt werden. Die Tiere sollen einen lebhaften Flug mit vielseitigem Spiel zeigen. Die Flüge finden in der Regel in unterer Höhe, meist in der Nähe des Schlages statt und dauern kaum länger als 30 Minuten. 1. Erfahrungen zeigten, dass gewisse Linien mit 8-12 Minuten gar deutlich tiefer liegen. Damit ist der Rakonitzer Roller für den Flugkasten wie geschaffen und findet bei den Zuschauern mit seinem herrlichen Flugbild sofort grosse Sympathie.

Thema Nr. 2 war uns vor Antritt der Reise schon bekannt, konnten es aber nicht einordnen, weil wir schlicht keine Erfahrung damit haben: die Farben und Zeichnungen!

Im Deutschen Rassetaubenstandard ist der Rakonitzer Roller «nur» in der Gansel-Zeichnung und den Farben Schwarz, Blau, Blaugehämmert, Silber, Rot und Gelb aufgeführt.

In Tschechien und der Slowakei wird der Rakonitzer aber in weiteren Farben und Zeichnungen gezüchtet, wie Einfarbig, Tiger, Weissschlag oder in der «Strasser-Zeichnung».

Für uns stellte sich die Aufgabe, welche Farben/-schläge lassen wir Flugtaubenzüchter zum Wettbewerb zu, um Rassereinheit etc. zu gewähren, weil für uns die Zeichnungsmerkmale ja eine untergeordnete Rolle spielen. Wir aber unterbinden möchten, dass Wettbewerbe durch Kreuzungstiere verfälscht werden.

Wir konnten in Erfahrung bringen, dass ausserhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes – der ehemaligen Tschechoslowakei – ausser den Ganseln, alle Farbvarianten keine Rolle spielen. Selbst von den Klubmitgliedern wurde das Verhältnis mit 90 zu 10 Prozent (Gansel zu Übrigen) angegeben.

Somit können wir mit gutem Gewissen festhalten, dass wir uns innerhalb der EFU vorerst auf die Definition gemäss deutschem Rassetaubenstandard, mit der Gansel-Zeichnung konzentrieren. Wobei bei den Farben schon mal ein Auge zugedrückt werden darf und zum Beispiel auch Tiere in Dun oder nicht ganz reinen Farben zu zulassen sind.

Interessant war für uns die Erfahrung, dass der farbigen Kopfplatte eine grosse Wichtigkeit beigemessen wird. Sehr breit im Ansatz, knapp den Augen entlang soll sie gut gerundet auf dem Hinterkopf enden. Beim Latz oder Schnitt von Brust zu Bauch ist man da wesentlich toleranter. Als Faustregel gilt bei der Tiefe des Latzes, dass er nicht tiefer sein soll, als die Schnabelspitze reicht, wenn die Taube den Kopf anlegen würde. Auch weisse Federn im Rücken oder Keil oder umgekehrt farbige Federn im After- oder Schenkelbereich werden eher toleriert.

Während der ganzen Zeit wurden wir fortlaufend mit weiteren Köstlichkeiten aus der Küche von Frau Jadrníček verwöhnt und konnten uns nach dem «geschäftlichen» Teil auf weitere Gespräche über Tauben, Land und Leute einlassen.

Wie immer bei solchen Treffen, verging die Zeit viel zu schnell und wir mussten uns von den neuen Freunden verabschieden, damit wir paar Stunden Schlaf kriegten, bevor die lange Rückreise angetreten werden musste.

Mag sein, dass man ein Spinner ist, wenn man Tauben wegen schnell ein Wochenende über 2000 Kilometer zurücklegt. Die gemachten Erfahrungen, die neu geknüpften Freundschaften machen dies aber mehr als wett und vielleicht konnten wir sogar von unserer Seite her ein paar Samenkörner streuen und die Leute aus Tschechien für den Flug sensibilisieren.

Im Gegensatz zu uns, ist die Freiflughaltung hier noch verbreiteter und wir können uns durchaus vorstellen, dass der eine oder andere Züchter Mal drei Tiere einem Wertungsrichter vorführt!

Nochmals einen grossen Dank an Familie Jadrníček für die großartige Gastfreundschaft.

Hinten von links: Peter Lhotsky, Christian Wingeier, Miroslav Zaňát, Jiří Jadrníček, Andrej Margetín

Vorne von links: Dušan Barcuch, Pavel Piše, Michal Martínkovič

Blick in den Innenhof des Anwesens der Familie Jadrníček. Ist eines der ältesten Häuser im Ort

Eine Gruppe Rakonitzer Roller geganselt schwarz von Jiří Jadrníček

Vom Fachmann wird erklärt, auf was es beim Rakonitzer Roller geganselt ankommt

Intensives Fachsimpeln unter Spezialisten und solchen, die es werden möchten

Da muss was in der Luft sein!

Ein Beitrag von Christian Wingeier

Wiener Hochflugtauben, immatrielles Weltkulturerbe der Unesco!

Liebe Taubenfreunde
Den Bericht über die heutige Ernennung des „Traditionellen Flugsports mit Wiener Hochflugtauben“ in das immatrielle Weltkulturerbe, den ich in Form einer Mail, von Jürgen von Ramin erhalten habe, möchte ich euch nicht vorenthalten. Massgebend und zum positiven Entscheid, haben sicher auch seine professionellen Videos beigetragen. Auch für weniger Taubeninteressierte, sind sie allemal sehr sehenswert
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
werte Zuchtgemeinschaft der Wiener Hochflugtaube

mit großer Freude erlaube ich mir, Ihnen/euch die Nachricht zu übermitteln, dass das

„Jauken – Traditioneller Flugsport mit Wiener Hochflugtauben“

heute in das nationale UNESCO Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde. Die von der Österreichischen UNESCO- Kommission dazu verfasste Kurzbeschreibung lautet wie folgt:

„Der Begriff „Jauken“ umfasst die Zucht, das Training und das Wettfliegen von Wiener Hochflugtauben. Das Wissen und die Praxis um die besondere Taubenzucht, das Halten und Training der Tiere, das Regelwerk sowie die lokalen Dialektausdrücke werden bei Züchter*innenbesuchen, Ausstellungen oder innerhalb der Züchter*innenvereinigungen in Wien und Umgebung von Generation zu Generation weitergereicht.“ (Quelle: Presseinformation der UNESCO vom 8.10.19)

An der Erstellung des aufwändigen Antrages sowie der Durchführung des langwierigen und nicht immer einfachen Anerkennungsverfahren waren maßgeblich beteiligt: Peter Heindl (Antragsteller) sowie Dr. Berthold Traxler, Prof. Dr. Helmut Pechlaner (Verfasser der Empfehlungsschreiben) und Andrea Distl (journalistische Recherchearbeit). Mit der Aufnahme ist dem vorgenannten Team ein Paukenschlag gelungen, den es bisher weder in der Flugtaubenszene noch in der Rassegeflügelzucht überhaupt gegeben hat.

Ein beträchtlicher Wert wurde seitens der UNESCO Kommission auf die Darlegung der Tierschutzkonformität gelegt, da das Themenfeld „Kulturelle Praktiken und Tiere“ seitens der UNESCO neuerdings sehr sensibel angegangen wird.

Da die Wiener Hochflugtaube weder heikle Verhaltensauffälligkeiten noch aus der Sicht der Allgemeinheit morphologisch anstößige Merkmale aufweist und noch dazu zwanglos aus eigenem Antrieb fliegt, stand der Anerkennung dann aber nichts mehr im Wege. An dieser tierethischen Hürde war bekanntlich der Brieftaubensport bei der Aufnahme in unser deutsches Nationalverzeichnis im vergangenen Jahr vorerst gescheitert, obwohl die Brieftaube bzw. ihre Vorfahren unbestreitbar von kulturhistorischer Bedeutung für die Menschheit sind.

Mit der Ausübung des Flugsportes mit Wiener Hochflugtauben tragen wir ab sofort eine besondere Verantwortung für ein schützenswertes Kulturgut als „lebendige kulturelle Ausdrucksform“ und sollten uns dies bei der Auswahl der Zuchttiere und der Ausübung des Hobbys immer vor Augen halten. Jeder ist angehalten sich das nötige Wissen um die Kultur der Wiener Jauker anzueignen. Während zur Blütezeit des Hochflugsportes um 1900 in der Kronenzeitung – einem Wiener Boulevardblatt ähnlich unserer BILD Zeitung- Fachberichte über Hochflugtauben in der Tagespresse erschienen, ist es heute genauso einfach über das Internet an fundierte Artikel zu gelangen.

Auch wenn der Hochflugsport in der Liste des immateriellen Kulturerbes in Österreich geführt wird, ist davon auszugehen, dass es auch unseren Gerichten im Falle von Nachbarschaftsstreitigkeiten künftig schwerer fallen wird, uns die Haltung von Wiener Hochflugtauben zu untersagen. Überspitzt ausgedrückt, stehen Sie ab sofort unter „Denkmalschutz“. Förderlich ist sicher die regelmäßige Teilnahme an Flugwettbewerben, das Engagement in einem Verein und/oder das Verfassen von Fachartikeln. Durch das Setzen dieser Spuren kann vor Gericht belegt werden, dass das Hobby ernsthaft und im Sinne der Tradition betrieben wird und nicht nur eine wahllose Taubenvermehrung stattfindet

Diejenigen aus dem Adressatenkreis dieser E-Mail, die nicht wissen wie Wiener Hochflugtauben aussehen, geschweige denn wie sie fliegen, finden reichliches Filmmaterial auf den YouTube Kanälen von Peter Berger oder mir.
 


 In folgendem Video werden Wiener Hochflugtauben ganz allgemein vorgestellt.

Vienna Highflyer Pigeons / Wiener Hochflieger / Piccioni volanti viennesi / Haut-volant Viennois

Damit möchte ich auch an dieser Stelle abschliessen. für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Da mir die UNESCO Aufnahme schon länger bekannt ist, habe ich bereits darauf angestossen.

Ich denke, dass es die Wiener-Züchter aus dem Adressatenkreis dieser E-Mail mir heute Abend gleichtun werden.

Dann Prost und viele Grüsse allerseits

Jürgen v. Ramin
Wiener Hochflugtauben

Gelungenes Herbsttreffen bei Margrit und Christian Wingeier in Thun

2019_09_22 Einladung Herbsttreffen

Bei herrlichem Wetter trafen sich am Sonntag, den 22.9.2019 rund ein Dutzend interessierte Flugtüübeler in Thun bei unserem Mitglied Christian Wingeier zum Herbsttreffen des VSF.

Rund um das schöne Häuschen ist ein gemütlicher Garten angelegt, wo sich ab 10 Uhr die ersten Gäste versammelten.

Unser Gastgeber Christian

Margrit und Christian haben sich sehr gross ins Zeug gelegt und uns grossartig als Gäste bewirtet.

In den Schlägen von Christian findet man nicht Masse, sondern eher Klasse. Herrliche RakonitzerPurzler, in Schwarz und Rot. Wer die Tierchen einmal auf dem FK gesehen hat, schliesst sie sofort ins Herz. Daneben auch nicht alltäglich, Tatschiken, Klatschtümmler aus Tatschikistan. Eine urtümliche Rasse die ab und zu auch seine Macken hat.

Neu versucht sich Christian wieder an den Birmingham Roller, wir sind gespannt wie sie sich entwickeln werden.

In den Ausstellungskäfigen standen Nikolajewer und Mövchen zum Verkauf. Peter Berger hat elegante Gansel mitgebracht, Tiere welche das Schwenken beherrschen und schön anzusehen sind. Auch Altösterreichische Kiebitze und zwei Kreuzungen Felsentaube mal Wiener waren da.

Immer wieder schön finde ich, dass unser Verein nicht nur aus Kunstfliegern, sondern auch aus Hochflugzüchtern besteht.

Wir alle sind im selben Boot, wenn es darum geht, die Flugtauben zu fördern.

Besonders hat mich gefreut, dass Achim Fuchs, Vorsitzender des Sondervereins Schweizer Tauben aus Deutschland, den Weg zu uns gefunden hat. Heinz und ich kennen Achim von unserer gemeinsamen Reise nach Sibirien und wir haben viele schöne Erinnerungen zusammen.

Interessante Gespräche vor und nach dem Grillen haben viel Freude bereitet und die eine oder andere „Räubergeschichte“ wurde erzählt.

Geplant waren noch Flüge auf dem FK, aber als Margrit noch leckere Kuchen auftischte, war es so gemütlich, dass wir beim Sitzen und Plaudern etwas die Zeit vergassen.

Ein wunderbar gelungenes Treffen mit viel Gastfreundschaft und Freude wurde uns zu Teil.

Ganze herzlichen Dank an Margrit und Christian Wingeier für die Gastfreundschaft. Ihr habt uns einen wunderschönen Sonntag bereitet.

Franco Visonà

Präsident VSF

Besuch des Int. FK-Treffen in Cussac-Médoc vom 1.-3. August 2019

 Am 1. August machte ich mich in der Früh auf Richtung Frankreich. Genauer: Fort Médoc in Cussac-Médoc. Bordeaux und die ganze angrenzende Region sind durch den Weinbau in der ganzen Welt bekannt. Knapp 950 km lagen vor mir. Die Sportfreunde Hans Ganz und Heinz Gerber mit Eckhard Bähschnitt (D) sowie Petar Brlošić und Miroslav Živković (beide HR) haben sich im Emmental getroffen und sind ebenfalls in diese Richtung unterwegs. Wobei die Sportfreunde aus Deutschland und Kroatien am Vortag bereits zum Teil weit über 1000 km gefahren sind.

Dank Bundesfeiertag in der Schweiz waren die Strassen fast leer und die Reise ging zügig voran. Rund 250 km vor dem Ziel trafen wir uns kurz auf einer Raststätte, um dann gleich wieder den Rest der Reise anzutreten. Kurz nach 16h fuhr ich auf das Gelände von Fort Médoc ein und wurde von den ersten französischen Kollegen begrüsst und eingewiesen.

Zelt und Käfige für die Tauben waren rasch aufgestellt und die Tiere konnten versorgt werden.

Der CFPCHV hat zu diesem Treffen eingeladen und wir waren natürlich gespannt, wie das Fluggelände und die Bedingungen zum Fliegen waren. Deshalb wollten wir rasch die Umgebung rekognoszieren.

Das Camp mit den Zelten und Camper war etwas ausserhalb des Forts. Über den Wassergraben und durch das Haupttor gelangte man in den Innenhof, der auf der Rückseite an den fjordähnlichen Auslauf der Flüsse Garonne und Dordogne in den Atlantik angrenzte. Während das Hauptgebäude vollständig erhalten ist und einen Teil des Museums beherbergt, sind Teile der ehemaligen Kaserne und Stallungen nur noch ansatzweise vorhanden. In dem paar weiteren erhaltenen Gebäude sind ebenfalls Teile des Museums untergebracht und die Mannschaft um Küchenchef Bruno Chevalier hatte hier ebenfalls die Möglichkeit, sich zu installieren. Im Innenhof war der Bereich, in welchem die Wettbewerbe stattfanden, grosszügig und vorbildlich markiert worden. Alles war top organisiert und vorbereitet. Emanuel André schaute, dass administrativ alles rund lief und etliche Mitglieder waren besorgt, dass der Flugbetrieb und die Einteilung der Wertungsrichter reibungslos funktionierten.

Unsere erste Einschätzung war, dass das Gelände mit dem Wasser, den seitlichen hohen Bäumen und dem einladenden grossen Dach des Hauptgebäudes nicht ganz einfach zum Fliegen war.

Ein erster kleiner Apéro brachte uns auf andere Gedanken und es wurde munter gefachsimpelt. Selbst das kurze Gewitter konnte die Stimmung nicht trüben.

Und mit dem Nachtessen waren alle Strapazen der Anreise vergessen und wir wussten, warum wir diesen langen Weg unter die Räder nahmen! Das Zelt war schon fast voll und wir wurden von Bruno und seiner Crew einfach sensationell bewirtet. Es würde den Rahmen der Berichterstattung extrem ausweiten, würde ich jeden Gang einzeln beschreiben. Aber eines kann ich sagen, das ging bis Samstagabend so nahtlos durch!

Am Freitag um ca. 9h wurden die Wettflüge gestartet. Hans Ganz machte den Anfang und prompt landeten zwei Orientalen in einem Baum. Heinz konnte sie zum Glück wieder abjagen.

Es zeigte sich bald, dass die Befürchtungen nicht so schlimm waren und die Bäume, Gebäude in genügend grossem Abstand standen und den Tauben eher als Leitlinie dienten. Es gingen nur wenige Tiere über die Bäume weg. Ein paar nutzten die Dächer zwar kurz zum Absitzen, kamen aber mehrheitlich problemlos zurück. Meine drei Stiche waren absolut nicht in Form. Die zweiwöchige Ruhezeit bedingt durch meinen Urlaub und die drei Tage vor dem Treffen reichten nicht, sie wieder in Schwung zu bringen. Zudem war ich mit füttern offensichtlich etwas zu sparsam. Kurze Flugzeiten und wenig Punkte waren das Ergebnis. Dafür sind alle Tiere wieder mit nach Hause gekommen.

Im Anschluss an die Gäste reihten sich die Teilnehmer aus Frankreich in der Starterliste ein. Ein Grossteil der Teilnehmer kannte ich nicht, da sie an ausländischen Treffen kaum anzutreffen sind. Auffallend, dass der CFPCHV über eine verhältnismässig junge dynamische Truppe verfügt. Es wurden etliche sehr schöne Stiche präsentiert. Neben der «National-Rasse» Culbutant français (Französische Purzler), wurden Kelebek, Birmingham, Takla usw. vorgeflogen.

Die Wettkämpfe verliefen ruhig und planmässig. Der zeitliche Rahmen hätte für paar Stiche mehr gereicht. Insbesondere war die Teilnahme aus Deutschland mit nur einen Teilnehmer sehr schwach. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass in Bernbeuren (D) die Teilnahme von französischen Kollegen ausblieb.

In diesem fehlenden Austausch sehe ich eine gewisse Gefahr, dass Wissen und Erfahrung über den Zuchtstand einzelner Rassen, die Bewertung der Figuren und die Auslegung der EFU-WO-Regelungen zu wenig einheitlich ausgelegt werden. Ich wünsche mir hier einen besseren Austausch und hoffe, dass wir in den nächsten Jahren den einen oder anderen ausländischen Teilnehmer mehr an einem der Int. FK-Treffen in Europa antreffen. Dass es nicht immer passt und Prioritäten gesetzt werden müssen, ist verständlich. Mit den geographischen Standortwechsel der Austragungsorte innerhalb eines Landes ergeben sich Risiken und Chancen. Mit der Wahl von Bordeaux war der CFPCHV das Risiko eingegangen, dass weniger Teilnehmer aus dem Ausland anreisen. Hat dafür die Chance den Ausrichtern gegeben, sich und die Region zu präsentieren und so den Flugtaubensport an einem Ort zu präsentieren, wo dies vielleicht nicht so oft der Fall ist.

Diese Chance wurde vollumfänglich genutzt und die Organisatoren haben ein grosses «Chapeau» mehr als nur verdient.

Der Abschluss am Samstagabend mit Rangverkündigung vor der Kulisse des Fort Médoc. Den schönen Preisen – welche zum Teil wiederum von Capucine Caron, der jungen sympathischen Kassierin vom CFPCHV – handgefertigt wurden. Dem Apéro und anschliessendem Nachtessen in einem nahegelegenen Weinkeller, machten die lange Anreise mehr als wett.

Mit diesen großartigen Erfahrungen im Gepäck, wurde am Sonntagmorgen in der Früh wiederum die Heimreise angetreten. Zugegeben, jeder von uns wäre am liebsten noch geblieben. Deshalb hiess es nicht Adieu sondern au revoir!

PS. Der 79-jährige Schwager von Hans Ganz hat über 250 km mit dem E-Bike zurückgelegt, um Hans einen Besuch abzustatten. Dies ist ein weiteres «Chapeau» wert!

Bericht und Bilder von Christian Wingeier

VSF Jahresbericht Hochflug 2018

Dieses Jahr begann die Wettflugsaison ungewohnt früh. Aber was für ein Auftakt war das!  Am 31. März 2018 machte Peter Berger, Sissach, den ersten Wertungsflug. Seine 6 Wiener Hochflieger erreichten 1‘017 Punkte in 217 Min. Index 4,68.

Mit diesem Flug wäre er haushoch Deutscher Hochflugmeister geworden. Dies nur so zum Vergleich mit Züchtern aus dem Ausland. 

Am 16. Sept. 2018 waren wir bei Urs Hafner, Nierderbipp zum Züchtertreffen eingeladen. Eine recht grosse Zahl VSF Flugtaubenzüchter nahm an diesem Anlass teil. Urs hat in der Kleintieranlage „Hübelimatt“ des KTZV Niederbipp eine  feine Taubenzuchtanlage gebaut, für seine Wiener Hochflieger. Urs machte auch gleich seinen ersten Wertungsflug in der VSF mit Wiener Hochflieger. Leider wollten die Tauben an diesem Tag nicht so recht in Fluglaune kommen. Der Flug endete nach 37 Min. und einer Punktzahl von 39 P. Aber was solls. Hauptsache man hat mitgemacht. An dieser Stelle möchte ich Urs Hafner recht herzlich danken, für die Gastfreundschaft, die wir bei ihm geniessen durften. Ebenfalls noch am Wetffliegen mit Wiener Hochflieger beteiligte sich  Fritz Wüthrich, Herzogenbuchsee. Er konnte einen guten Flug verbuchen.

Mit Erlauer Tümmler versuchte ich es dieses Jahr wieder. Leider hatte  ich kein Glück. Der Wertungsflug endete bereits nach 10 Min. 3 Tage zuvor, flogen die Erlauer immerhin um die 30 Min. und gingen bis in mittlere Höhe hinauf. Solche „Tiefschläge“ gehören eben auch zum Hochflugtaubensport. Dies hat bestimmt schon jeder Flugtaubensportler selber erlebt.

Peter Reinhard  Gruppenleiter Hochflug

Wiener Hochflugtauben

1. Peter Berger, Sissach                           1‘017P.           217 Min. Index: 4,68  Gewinner Wanderpreis

2. Fritz Wüthrich, Herzogenbuchsee  241P.           111 Min. Index: 2,17

„                   „    „                         „                           163 P.           111 Min. Index: 1.46

3. Urs Hafner, Niederbipp                           39 P.              37 Min. Index: 1.05

Erlauer Tümmler

1. Peter Reinhard, Rüegsbach                   10 P.              10 Min. Index:1.00

 

   

 

Wanderpreis ab 2018

Herbsttreffen der VSF bei Urs Hafner in Niederbipp

Am 16. September 2018 lud Urs Hafner und seine Partnerin Marlise zum Herbstreffen der VSF. In der grosszügig gestalteten Kleintieranlage Hübelimatt besitzt Urs ein mustergültiges Taubenhaus,  von dem mancher Züchter gerne träumt. Eingerichtet als Hochfluganlage für seine rassigen Wiener Hochflugtauben, muss dieses Haus seinem Besitzer schon eitel Freude bereiten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei unserer Ankunft, fielen uns die „Ferraristi“ des Flugtaubensports, in ihren leuchtend roten Vereinsdress, von weitem auf. Alle waren sie da, die Persönlichkeiten des Flugtaubensports, unser, aus dem Elsass doch am Weitesten angereiste Roby, sorgte mit seiner Anwesenheit dafür, dass aus dem Treffen sogar ein internationaler Anlass wurde. 

 

 

 

 

 

 

Ein grosser Dank gebührt unseren Gastgebern für das leckere, wunderschön hergerichtete Salatbuffet mit  Beilagen und die offerierten Getränke. An den beiden Grills durften wir unsere mitgebrachten Grilladen zubereiten. Ein gemütliches Mittagessen  mit den entsprechenden Gesprächen und Fachdiskussionen nahm so seinen Lauf und die Zeit verging wieder einmal wie im Flug.Als Krönung startete Urs seine Wiener Hochflieger zu einem Wertungsflug. Leider wollten sie nicht so recht aufsteigen. Sicher war da der Hauptgrund, die Anwesenheit von Wanderfalken. In dieser felsigen Umgebung finden die schnellen Räuber ein ideales Brutbiotop! Tragen doch die Burgen in Balsthal, einer Nachbargemeinde, den Namen des Falken, mit Neu- und alt Falkenstein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nochmals vielen Dank unseren splendiden Gastgebern und natürlich unseren Vereinskollegen für die rege Teilnahme!

PB

 

…und plötzlich kommt man aus dem Staunen nicht mehr hinaus!

Am 17. August 2019 sind wir nach Viernau gereist um den 1. Geburtstag unseres Patenkindes Ben Schneider zu feiern.

Feiern heisst für uns Taubenzüchter natürlich nicht nur ein Bierchen trinken, sondern auch kurz mal ein paar Tauben fliegen.

Stefan züchtet seit Jahren Wuta, Altdeutsche Mövchen und seit 4 Jahren auch Kelebek.

Als wir Samstag früh aus dem Auto gestiegen sind sagte ich als erstes, Stefan heute ist gute Luft. Angenehmer Wind, kühle Luft und Sonne. Stefan lachte und sagte jaja, und dann hocken sie nach zwei Runden auf den Dächern.

Als ich die gezüchteten Jungtiere sah staunte ich nicht schlecht. Elegante Kelebek, schön im Stand, schnittige Figuren, schöne Köpfe, agil auf den Beinen. Schönere Tiere habe ich selten gesehen. Beim rauslassen des etwa 20 Tiere grossen Flugstichs fiel sofort auf wie Flugfreudig die Kelebek sind. Alle tippeln auf dem Boden umher und es brauchte kein grosses Jagen bis sie aufgeflogen sind.

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Der Trupp stieg leicht und locker auf und legten sich gekonnt in den Wind. Schon nach 2 Minuten war der Schwarm in Mittlerer Höhe und nun fing das Schauspiel an.

Einzelne Tiere begannen zu drehen und wie. Einige Male konnte ich ein wow nicht zurückhalten. Enge Spiralen, schnell, sehr schnell einfach sensationell. Ein Blaubärtchentäuber schoss sicher 40 Meter horizontal durch den Himmel, sauber und ohne an Höhe zu verlieren. Solch einen Flug habe ich trotz jahrelanger Erfahrung nur selten gesehen. Ein ständiges Rauf und Runter, gute Harmonie im Stich, keine die nebenher geflogen ist und gestört hat. Nahe am Perfekten halt.

Stefan hat nach einigen Minuten gedroppt, sofort kamen die Tiere ins Spiel und zeigten ein Feuerwerk ihrer Kunst. Ein Kelebek stiess mit offenen Flügeln in die Drehfiguren hinein. Figuren die man nicht alle Tage sieht.

Ich war baff, begeistert was da gerade abgegangen ist. 

Stefan lachte. Wenn das immer so wäre ☺. Ich weiss, dass Stefan ein fleissiger Trainer ist und täglich mehrmals seine Tiere startet.  Ein Geheimnis ist sicher auch die ausgeglichene Linienzucht welche Stefan betreibt. Die Tiere harmonieren in der Luft und es sind nur wenige Tiere welche er selektionieren muss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles in allem habe ich in all den Jahren nicht viele solcher Flüge gesehen, selbst bei mir zu Hause nicht. Kompliment dem Züchter und Trainer Stefan. Einfach wunderbar.

Bei den Wuta sah man klar, wie die Linienzucht Fortschritte gemacht hat. Einheitliche Tiere welche leicht steigen und sofort aufs Droppen reagieren. Tiere die gerade stürzen und brausen, dass man meint kleine Raketen kommen auf einem zu. Sehr gute Tiere die trotz beginnender Mauser gute Leistungen zeigten.

Riesen Kompliment an Stefan Schneider, ich weiss jetzt, dass ich mich mehr ins Zeug legen muss mit meinen Tieren um mithalten zu können.

Ich liess es mir natürlich nicht nehmen auch bei Marco Schneider, dem grossen Bruder von Stefan, ein Stündchen zu verbringen.

Ich wollte ja auch Roller sehen. Marco züchtet seit einigen Jahren Birmingham Roller und neu auch Galatzer Roller. Einige Orientalen sind auch noch auf dem Hof und ich wollte natürlich alles sehen ☺.

Am Mittag wurden bei grosser Hitze erstmal 3 Galatzer gestartet. Ein sehr agiler Trupp, schnelle kurze Rollen und trotz Hitze sehr aktiv. Nach 20 Minuten hat Marco die Galatzer aufs Landekreuz gelockt und es wurden Birmingham gestartet. 

Die drei Tiere stiegen schnell auf Höhe und rollten sehr schnell und aktiv. Die Rollen waren nicht sehr tief aber sicher genug tief, dass man Punkte drücken konnte. 

Die Birmingham sind wirklich sehr gut gezüchtet, eng zusammen zogen sie ihre Runden und arbeiteten sehr gut. Sehr schön anzusehen. 

Nach der Landung wurden drei Orientalen gestartet. Aktiv und vielseitig zeigten sich die Tiere bis… ja bis ein junger Habicht das geschehen sprengte und ein weiteres Fliegen verunmöglichte.

Marco hat mit sehr viel Fleiss aus sehr vielen Tauben das Beste in Stiche verschmolzen und ich drücke die Daumen, dass er weiterhin gut trainieren kann.

Ich möchte mich herzlich für die Gastfreundschaft bedanken, welche uns stets bei den Schneiders entgegengebracht wird. 

Hier sind nicht nur exzellente Flugtaubenexperten am Werk, sondern auch gute Freunde welche stets mit Rat und Tat beiseite stehen.

Franco Visonà,  August 2018