














Im November 2022 machten sich Heinz Gerber, Stefan Schneider, Harald Lommel und ich auf die Reise zum Flugkastentreffen in die Türkei. Für so eine Reise lohnt es sich, einige Tage mehr einzuplanen, denn die Türkei ist vor allem kulturell und kulinarisch ein tolles Land.
Der Flug ging ab Zürich nach Istanbul, wo wir zwei Nächte eingeplant haben. Istanbul ist riesig und hat um die 20 Mio Einwohner. Der Kulturelle Hotspot ist natürlich das Goldene Horn.
Die Atemberaubenden Bauwerke und Moscheen beeindrucken mich jedesmal. Der Ausflug auf den Galata Turm bot uns eine herrliche Aussicht über die Stadt, welche bis an den Horizont reichte.
Wer in einer der vielen Restaurants in Istanbul speist, sollte unbedingt mal eine Grillplatte bestellen. Wir vier sind bekannt als gute Esser, wir kamen aber auch an unsere Grenzen. Tolle schmackhafte Speisen, einfach lecker.
Mit einem Mietauto gings dann Richtung Mustafakemalpasa, wo unser nächstes Ziel wartete. Die Heimatstadt von Musa Celik, die Stadt der Tauben. Nach einem leckeren Mittagessen waren wir beim Stadtpräsidenten zur Audienz geladen. Die Stadt hat immerhin über 100`000 Einwohner. Bei leckerem Tee und in edlem Ambiente wurde über den Flugtaubensport geredet und der Stadtpräsident Herr Kanar schenkte mir eine Ehrenauszeichnung der Stadt Mustafakemalpasa.Mit von der Partie war auch Alp Ari, der aus Deutschland angereist war, seine Eltern wohnen auch in der Stadt. Dies machte natürlich die Kommunikation etwas leichter für uns.
Gegen Abend werteten wir bei Züchter Ümit Elif Kücükbayraktar Dolapci. Ümit wohnt mitten in der Stadt und für uns unvorstellbar, beim Wertungsflug flogen im Umkreis von 500 Meter bestimmt 5 andere Stiche von anderen Züchtern. Hier ist das halt so, sagte Musa. Das kann man nicht ändern.Ümit ist seit einigen Jahren mit Wertungsflügen aktiv, ein toller Nachwuchsmann vor Ort für den GEK, danke für die Gastfreundschaft.
Nach einem leckeren Nachtessen ging es ins Züchterkaffee, wo jeden Abend bis gegen Mitternacht Tauben. Aktuell ist es modern, Tiere auf Tischen zu zeigen, natürlich sind diese auf Schönheit gezüchtet und nicht auf Flug.
Am nächsten Tag ging die Reise nach Aydin. Eine Stadt etwa 100km südlich von Izmir.
Hier konnten wir die Uralte Rasse Aydin yerisli sehen. In der Stadt leben etwa 300 Züchter der Rasse, so Musa.
Geschichtlich ist die Rasse erstmals ab dem Jahre 1714 erwähnt. Einfach gesagt, ein Kelebek ohne Federfüsse, das triffts am ehesten. Super spannend, so etwas erleben zu dürfen.
Danach ging die Reise nach Izmir, wo zum Wertungsflug mit Dönek verabredet waren. Züchter war Ridvan Koc, ein erfahrener Dönek Profi.
Wir wurden auch hier herzlich empfangen, und es wurde ein Interview mit uns für den Dönek Youtube Kanal gefilmt.
Zum genauen Verständnis, Izmir hat etwa 2000 Dönek Züchter, welche organisiert sind. Unfassbar.
Ridvan arbeitete mit seinen Dönek hochprofessionell. Als Begleiter fungierten Adana Wammen. Spitzentiere die Jahrelang im Training sind haben Namen, unser Favorit war Hercule (Herkules).
Ein toller Vogel der uns alle begeisterte. Es wurden uns 5 Tiere vorgeflogen, insgesamt bestimmt 3 Stunden lang, auf Perfektion trainiert. Ein riesiges Erlebnis für uns.
Nach einem leckeren Essen, zu dem wir wie immer eigeladen wurden, ging es zurück nach Mustafakemalpasa ins Züchterkaffee.
Hier machten wir spasseshalber bei der Taubenversteigerung mit, hatten aber trotz vieler Losnummern kein Glück.
Sonntag war das FK Treffen angesagt. Frühmorgens fuhren wir mit Alp aber erst mal an den Tiermarkt in Bursa, etwa eine Stunde weit weg. Riesig, hier kann man praktisch alles kaufen was Beine hat. Wir kauften Glöckchen für an die Taubenbeine und weitere Kleinigkeiten.
Zurück in Mustafakemalpasa gings zum Flugkastentreffen. Chapeau, Musa und die Stadt Mustafakemalpasa haben in kurzer Zeit einen riesen Event aus dem Boden gestampft. Toilettenwagen, Zelte, Käfige, Essenstände, Lautsprecher mit Speaker, einfach toll. Wir fühlten und fast etwas wie Promis, mit unseren Vereinsshirts auf dem Feld. Hunderte Zuschauer waren vor Ort.
Alle waren freundlich und man spürte, wie ein Hobby verbindet.
Einige Stiche konnten bewertet werden und man merkte, dass die Qualität bei den Rassen gegenüber den Vorjahren gestiegen war.
Auch hier wie bei uns im Westen gilt es, die Leute zu motivieren, ihre Tiere zu trainieren und zu zeigen.
Hier ist Musa unermüdlich dran, unser Hobby weiter aufleben zu lassen.
Heinz Gerber flog als erster Europäer in der Türkei Flugkasten. Ein Meilenstein auch für Heinz.
Nach einem leckeren Nachtessen war im Züchterkaffee am Abend Rangverkündigung.
Der Saal war voll und es war ein schöner Abschluss für uns alle.
Unser herzlicher Dank geht an Musa Celik, ohne den so ein unvergessliches Erlebnis nie hätte stattfinden können. Ein grosser Mann im Flugtaubensport. Merci beaucoup!
Danke auch an Alp Ari, und alle Leute, bei denen wir herzlich aufgenommen wurden.
Bis zum nächsten Mal, à bientôt
Franco Visonà
Am Sonntag, 18.September 2022 trafen sich die Mitglieder des VSF bei Jozef Krasniqi in Allenwinden.
Die 12 Mitglieder des VSF plus Stefan Schneider, als Gast aus Deutschland waren anwesend.
Auch Uwe Seeger war aus Deutschland angereist, was nicht selbstverständlich ist.
Bei tollem Wetter hat Seppi den ersten Stich Birmingham Roller gestartet. Der Ort Allenwinden machte seinem Namen alle Ehre. Herrlich der Aufwind und die Fluglust der Tiere.
Eine Augenweide wie die drei wunderbar zusammenflogen und Vorzeigerollen zeigten. Wichtig beim Birmingham, schneller sauberer Rollvorgang mit sauberem Abschluss ohne Schwenker.
Die Wertungsrichter konnten einen guten Flug drücken und die Tiere landeten auf dem Boden vor dem Schlag, was auch nicht alle Tage zu sehen ist.
Jozef Krasniqi hat von Kindsbeinen an Tauben und er beweist das besondere Händchen für seine Tiere. Wie an der Leine gehalten gehorchte auch der zweite Stich Birmingham sehr gut.
Der Stich Takla war eine Augenweide. Hier sah man, dass eine Bewertung von Takla Stich gar nicht so einfach ist, wenn die Tiere gemeinsam Kerze ziehen. Es war nicht einfach mit dem Drücken nachzukommen. Ein tolles Ergebnis.
Dann wurde grilliert, Tatjana, die Frau von Jozef hatte leckere Salate und Gebäck vorbereitet, und der Eine oder Andere Teilnehmer hat auch noch Kuchen mitgebracht.
Hervorragend gemütlich und wunderschön, wieder viele Flugtüübeler mal zu sehen.
Zum Abschluss startete Jozef noch einen Birminghamroller Kit. Dass die Tiere so eng zusammenfliegen, ist sehr interessant anzusehen und auch hier zeigte sich, dass Jozef seine Tiere toll im Griff hat.
Wir hatten einen schönen Tag am Herbsttreffen, und das pflegen wir auch weiterhin. Wer nicht anwesend war hat echt was verpasst. Fachsimpeln und gemütlich über Tauben und die Welt reden kann man am Besten unter gleichgesinnten.
Danke für eurer Erscheinen und Danke der Familie Krasniqi für die Gastfreundschaft
Franco Visonà
Anmerkung des Administrators:
In der neuen Rundschau des Deutschen Hochflug Club e.V DHC, hat unser werter Zuchtfreund, Flugrichter und Mitglied unserer Vereinigung VSF, Roby Lung, seinen neuen Beitrag veröffentlicht, den ich euch, da auch mir das Thema sehr nahe steht, unbedingt zur Lektüre empfehlen möchte.
Standpunkt-Leidenschaft ist unsere treibende Kraft!
Jeder Züchter versucht ständig sein Wissen über die Tauben zu erweitern. Eine gute Synthese ist willkommen, ja notwendig, wenn man das Beste aus seiner Lieblingsrasse herausholen will.
Das freie Fliegen ist mit mehr Gefahren durch den Klimawandel verbunden, stärker als nie zuvor und seine Folgen und die häufigen Greifvogel-Angriffe stören ständig unsere besten Pläne.
Deshalb ist es klar, dass jede fliegerische Tatsache schnell in Frage gestellt werden kann. Ich habe mich auf diesen Gegebenheiten eingestellt und bin mittlerweile mit meinen Wiener Hochflugtauben zu mehr Kompromissen bereit. Es ist keine Schande seine verankerten Meinungen, Theorien und Prinzipien zu überdenken. Für eine Betrachtung ohne vorgefasste Meinungen ist eine innere Offenheit notwendig. Lassen wir uns unser Hobby etwa neu erfinden, indem wir neue Energie tanken und über den Tellerrand der Fliegerei hinausschauen.
Es gibt genug Ursachen, die uns zwingen, unsere Entwürfe und Pläne zu ändern. Angefangen mit persönlichen Problemen wie Gesundheit oder aufkommende Altersschwäche des Züchters, ein Umzug, Platzmangel für die Taubenhaltung oder neuerdings diese Corona-Krise, die alles viel schwieriger macht.
Die Jahre vergehen schnell und als „alter Hase“ wird man mit der Zeit den Tauben eher entgegenkommen, wenn man eine Möglichkeit gefunden hat, den Flugtaubensport anders als nach unseren alten Gewohnheiten auszuüben.
Im Jahr 1978 habe ich meine ersten Hochflugtauben, damals Budapester, bekommen und diese etwa 10 Jahre lang gezüchtet und geflogen. Mit mehr Erfahrung und etwas mehr Weisheit habe ich weiter durch den Umgang mit mehreren Hochflugrassen und letztendlich seit zwölf Jahren mit den Wiener Hochfliegern festgestellt, dass es Zeit war, einige meiner alten Theorien zu ändern und sie an die heutige Probleatik im Flugsport anzupassen.
Klimawandel und Greifvögel Das ist das heutige Problem!
Für mich ist es nicht mehr nur die Hochflugleistung mit langen Flugzeiten, um gute Wertungsfluge zu erreichen, aber vorwiegend will ich meine Wiener Hochflieger am Leben halten und dass sie mir durch ihr einzigartiges Flugspiel weiter große Freude bereiten. Das ist mir wichtiger als alles andere.
Gerade, wenn wir es nicht schaffen unsere Hochflugtauben und Kunstflugtauben an diesen Klima-Umschwung und die häufigen Greifvogel- angriffe anzupassen, werden auch die Wiener, die heute am häufigsten geflogene Hochflugrasse in Deutschland und der westlichen Nachbarländer genauso untergehen wie viele andere Hochflugrassen schon untergegangen sind.
Seit längerer Zeit beschäftigt mich diese Problematik. Bei meinen Wienern geht es mir darum ihre Fähigkeit und ihr Anpassungspotential an den Klimawandel und seine 6
erschwerten Wetterbedingungen anzupassen. Plötzlich auftretende, turbulente Thermik, erhöhte, starke Windstärken oder aufkommender Nebel, aufkommende niedrige Wolken, die gerade Hochflieger gefährden, müssen angegangen und ertragen werden. Der Wiener Hochflieger ist eher ein Schön-Wetter-Flieger, sagt man, aber meine müssen auch unter schlechteren Verhältnissen fliegen. Bei sehr starkem Wind und strömendem Regen bleiben die Tauben allerdings im Schlag.
Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die Tauben ständig den Angriffen des Wander-Falken ausgesetzt sind. Es ist oft ein Dilemma sie herauszulassen, aber das Prinzip ist, dass sie trotzdem unter diesem Druck fliegen lernen, so gut es ihnen eben möglich ist. Nur diejenigen, die begabtesten und schlauesten, die diese Prüfungen ohne Zwischenfälle eine ganzes Flugjahr überstanden haben, kommen in die Zucht.
All diese Elemente sollten in Zukunft bei unseren Auswahlkriterien unbedingt berücksichtigt werden. Die Greifvögel stehen unter Schutz und dies muss respektiert werden. Aber was tun? Ich habe mich seit Jahren ernsthaft der Schulung meiner Wiener Hochflugtauben zugewandt, deren Ziel es ist, die Selbstverteidigung durch das instinktive Antizipieren der Greife zu fördern und durch die Flucht, die einzige Abwehrmöglichkeit für die Tauben. Das Glück ist, dass diese Rasse gut dafür geeignet ist. Gerade ihr nervöses Wesen macht sie sehr aufmerksam für jeden Vogel, der durch den Himmel zieht. Ganz besonders reagieren sie auf den von ihnen gut gekannten Wanderfalken mit seinen Tricks, was sie direkt Hochschießen lässt, um sich über dem Falken zu halten, damit seine Lieblingstaktik von oben in den Taubenschwarm runterzustoßen, dadurch vereitelt wird. Die „zweite Karte im Ärmel“ der Wiener ist ihr zackiges und wildes Links-Rechts-Fliegen, das sehr gut zur Abwehr des Falken geeignet ist, auch wenn der Falke es darauf anlegt nur einer abgesprengten Taube hinterher zu jagen. Alles ist nicht vermeidbar. Wenn der Falke den Schwarm überraschen kann, fallen jedes Jahr Tauben, obwohl die natürliche Auslese existiert, auf dem Ehrenfeld des Kunstflug- und Hochflugsports ihm als Opfer zu. Gerade ist die Selbstverteidigung, das Flüchten, sehr schwierig, für viele Kunstflugtauben ist dies noch schwieriger, die durch ihre Akrobatik etwas gehindert sind. Auch langsam fliegende, seglerartige Hochflieger sind davon stärker betroffen.
Mein Ziel bis heute war oder ist die Auswahl derjenigen Tauben, die immer effizienter in Bezug auf Qualität und Häufigkeit der akrobatischen Figuren oder bei den Hochfliegern immer längere Flugzeiten erreichen, was unsere Tauben im Endeffekt stärker fördert. Sollten wir den Trend umkehren und die Auswahl von Tauben bevorzugen, die weniger zu rasseigener Akrobatik neigen und mit einfacheren, vielleicht kürzeren Flugzeiten arbeiten, die es ihnen ermöglichen, ihre Sinne besser zu kontrollieren? Sollten wir bei Hochflugtauben nach kürzeren Flugzeiten suchen, um den Himmel schnell wieder zu verlassen? Oder sie zu Kirchturmhöhe fliegende Tauben umschulen? Dies alles wäre fast logisch, widerspricht aber dem reinen Sportgedanken und der immer höher geforderten Leistung, besonders für Flugwettbewerbe.
So wie ich von den Vorteilen der Spezialisierung überzeugt bin, habe ich die Wahl getroffen, mich intensiv nur noch mit den Wiener Hochflugtauben zu beschäftigen. Ich arbeite mit einer ersten Linie eines saarländischen, bekannten, heute verstorbenen Meisters der Wienerhochflugszene, Karl Kombach, und gleichzeitig mit einigen Tauben, die auf Tauben aus Wien zurückgehen. Eine dritte Linie kommt von einem Spitzenzüchter in der Schweiz, Peter Berger, die ich später erwarb. Dieses Jahr bin ich mit der ersten Linie in der 12. Generation, ohne Einkreuzung fremder Tauben. Linienzucht, gemäßigte Inzucht ermöglicht es, die Kombinationen von Genen festzulegen, die uns interessieren. Mit drei Linien unterschiedlicher Herkunft, aber identischen Leistungen, gibt es die Möglichkeit bei Bedarf, eine Sorte mit der anderen 7
erneut zu verbessern. Das Einführen von Tauben anderer Herkunft kann das genetische Gleichgewicht meines Gesamtstammes destabilisieren oder versteckte Krankheiten einführen.
Solange meine Tauben nach meiner Vorstellung fliegen, die ich von einem Wienerflug habe, gibt es keinen Grund etwas zu ändern. Ich kenne die Flugfähigkeit meine Wiener gut genug, um wissen, was in ihnen steckt. Deshalb, wenn sie mal weniger gut fliegen, egal aus welchem Grund, hindert es mich nicht, doch gut darüber hinwegzuschauen.
Zugegeben, die große Höhe liegt mir vorwiegend am Herz! Das ist Teil des Spiels. Das Adrenalin steigt, wenn sich der ganze Stich in winzige Pünktchen verwandelt, die Wolken begrenzt oder am blauen Himmel flimmernd leuchtet. Alle Hochflugfans kennen dieses Gefühl!
Dagegen gefällt mir das unsichtbare Fliegen nicht so sehr, außer zu wissen, dass meine Tauben hoch oben stehen, das Ganze ist uninteressant, wenn man nicht zumindest ein kleines Flimmern erkennen kann und noch weniger, weil man überhaupt nicht weiß, was sie da oben treiben. Sind sie wirklich noch über uns im Unsichtbaren oder sind sie zur Seite im Unsichtbaren abgetrieben?
Die geistige Verfassung
Es ist erfreulich, wenn man seine Tauben so weit hat, dass sie täglich und regelmäßig hochfliegen. Ich habe viele Sachen mit den Tauben ausprobiert, Fehler gemacht und den Preis dafür bezahlt, aber ich hatte auch gute Erfolge.
Heute richtet sich mein Interesse mehr auf unkonventionelle Dinge bei den Tauben, zum Beispiel beobachte ich die geistige Verfassung, die Mentalität, die Moral und der Zusammenhang mit dem Hochfluggeschehen und der Flugleistung. In Gesprächen oder in der Literatur wird wenig, fast nie über geistige Verfassung bei den Tauben gesprochen. Komisch ist nur, wenn man dieses Thema bei einfachen Tauben erwähnt, wird es kaum seriös angesehen und lässt manche Sportfreunde schmunzeln. Bei menschlichen Athleten, die einen Sport ausüben, ist der Moral von größter Bedeutung. Das ist die reine Tatsache, eine Realität, die jeder gute Trainer zu schätzen weiß.
Warum sollte es bei den Flugtauben anders sein?
Alle Tauben sind sensibel und lassen sich leicht beeinflussen, also nutzen wir diese Gelegenheit durch unsere Aufmerksamkeit und gute Pflege, um unsere Lieblinge zu konditionieren und zu stimulieren. Gut im Kopf, gut im Körper werden die Akrobaten ihren Kunstflug euphorisch und die Hochflieger ihre Flüge viel nachhaltiger ausführen als eine gestresste und demoralisierte Taube oder einfach nur durch unangepasste Haltung unlustige Taube.
Die gesuchte und wertvolle Hochform kann schwankend sein, und dafür gibt es viele Gründe, aber kein vorgefasstes Schema. Wenn die Moral stimmt, schrecken die Wiener nicht schnell vor Thermikströmungen zurück, aber doch hier lauert die Gefahr, dass der ganze Stich in einen Abdreh- oder einen Abschiedsflug übergehen kann. Ihre Entschlossenheit zeigt, dass sie die gute und angepasste Flughöhe zuerst suchen, um unnötig ihre Energie zu verschwenden, um Kraft zu sparen und im Endeffekt den Flug besser durchzustehen.
Man kann auch vermuten, dass gerade die Suche nach der richtigen Höhe dazu führt, dass manche Hochflugtauben mehrmals die Höhe wechseln bis sie die gewünschte Zone gefunden haben und dort verweilen. Es ist also nicht unbedingt so, wie wir oft glauben, ein Mangel an Willen oder Form oder eine Frage der Fütterung, wenn sie nicht gleich von A bis Z in Oberer Höhe fliegen.
Bei den Wienern wird oft behauptet, dass ein Abdreh-Flug auf ihre Nervosität zurückgeht. Für mein Verständnis hat diese Rasse nun viel Temperament, was aber mit Nervosität direkt nichts zu tun hat. 8
Der schnelle und sehr lebhafte Flug, eher bei den Stilfliegern, wie man so sagt, kann leicht als nervös bezeichnet werden. Wirklich nervöse Wiener werden explosiv, weil sie Angst vor etwas haben, vor dem Falken oder anderen Ursachen und sie fliegen dann ganz anders.
Nur ein aufmerksamer Beobachter, der diese Rasse gut kennt, wird merken, dass etwas nicht mehr am Synchronismus des Fluges stimmt, an der Flugharmonie oder er merkt den schlechten Zusammenhalt des Stiches. Die Flügelschlage können etwas zottelig werden und der ganze Stich kann in manchen Fälle ein „Kesseln“ zeigen oder ein stürmisches „Gerade-aus-fliegen“ ähnlich wie ein durchdrehendes Pferd.
Unter der Einwirkung von Stress wie bei einem Angriff, knallen einige Tauben aus dem Stich und verlassen das Flugfeld während andere, die sich besser beherrschen, nicht aufgeben, höher steigen und weiter fliegen. Abgesprengte Wiener finden sich oft wieder zusammen und werden sich gegenseitig beruhigen, indem sie weiter fliegen können… oder auch landen.
Natürlich macht ein Angriff sie sofort nervös, aber der Stress lässt eigentlich schnell nach. Ich habe den Eindruck, dass diese Tauben glauben, sie seien souverän am Himmel. Entweder sind sie ohne Bewusstsein oder sie sind völlig hemmungslos.
Auf der anderen Seite wird eine Katze, die auf dem Dach ihres Taubenschlags herumläuft, den Ausflugkasten näher untersucht oder gegen den Zaun der Voliere springt, sie in größte Panik versetzen, obwohl der Schlag sie schützt und die Gefahr kein direktes Risiko darstellt. Infolgedessen hatte ich schon Tauben gehabt, die sich nicht mehr trauten auf dem Schlagdach zu landen und lieber zwei Tage draußen sitzen blieben bis der Hunger sie wieder in den Schlag getrieben hatte.
Als aufmerksame Beobachter müssen wir uns den Tauben zuwenden und auf sie letztendlich hören, denn unbestreitbar sprechen unsere Tiere durch ihr Verhalten im Schlag und am Fliegen zu uns. Die schlechte Flugform, die sogenannte Missform, hat verschiedenen Ursachen, kann aber ein erstes Zeichen zur Änderung des Wohlbefindens der Tauben sein. Es soll auch nicht gleich heißen, dass eine Krankheit unterwegs ist, aber diese Möglichkeit besteht besonders bei zugekauften Tieren oder mit zugeflogenen Tauben, immer häufiger mit verirrten Brieftauben, denen gegenüber ich größtes Misstrauen hege, gerade weil ich schon einmal vor vier bis fünf Jahren schlechte Erfahrungen mit in den Schlag eingesprungenen und erkrankten Brieftauben gemacht habe.
Ein Virus Zeitraum.
Bei Tauben ist es nicht immer einfach zu entscheiden, was zu machen ist, wenn eine Krankheit ausbricht. Empfehlungen sind manchmal nützlich, haben aber ihre eigenen Grenzen. Dennoch muss man eine dringende Lösung im Fall einer Virus-Erkrankung finden. Jeder verlorene Tag oder Stunde kann die Folgen einer Krankheit noch verschlimmern. Anstatt Zeit damit zu verschwenden nach unterschiedlichen und phantasievollen Meinungen nach links oder rechts zu suchen, ist es am besten, sofort einen für Taubenpathologie zuständigen Tierarzt oder ein auf Tauben spezialisiertes Labor zu konsultieren, die eine korrekte Diagnose stellen und die richtigen Medikamente oder Impfstoffe gleich liefern, um die festgestellte Krankheit zu bekämpfen.
Kurz gesagt, ich bin nicht und spiele nicht den Tierarzt, denn ich habe keine Kompetenz dazu, aber als einfacher Züchter und Pfleger kann ich nur feststellen, dass wir und unsere Tauben in einer Viruswelt sonders gleichen leben.
Für uns selbst haben wir unter anderen die Corona Krise und die Covidvarianten und die festgestellten Tragödien bei vielen Leuten oder Familien. Zum Glück gibt es die Möglichkeit der Impfung. 9
Bei den Tauben nehmen die Virus-Erkrankungen überhand, so dass man die Krankheitserreger wie Trichonomase, Coccidiose, Würmer befall, wenn man diese nicht überhandnehmen lässt, eher als Kleinigkeit bezeichnen darf, wenn man das so sagen kann im Vergleich von Virus-Infektionen, die gleich schlimme Folgen wie Todesfälle bei den Tauben haben. So ist die Paramyxovirus/ Newcastle-Krankheit und das Impfen gegen diese Krankheit, die uns heute gut bekannt ist, und gar eine Pflicht in den Taubenbeständen geworden ist. Es ist eine Weile her, dass das Typ 1 aufgetreten ist, Jungtauben-Krankheit genannt, weil dies Jungtiere von 3 bis 6 Monaten betroffen hat. Weiter kam der Typ 2, der auch erwachsene Tauben infiziert.
Die nächste Variante, Immun suppressive Circoviren, betrifft alle Tauben allen Alters und Konditionen, aber wird oft noch aus Bequemlichkeit Jungtauben-Krankheit genannt. Dieser Circovirus ist hartnäckiger und taucht jedes Jahr in vielen Zuchten einmal auf. Der zuletzt aufgekommene Gastro-Enteritis Rotavirus wurde 2016 in Australien entdeckt, welcher von Wildvögeln anscheinend auf Brieftauben und Haustauben übertragen wurde und 2017 in mehreren europäischen Ländern nachgewiesen wurde. Antibiotika sind gegen diese Viren unwirksam. Ich glaube schon, dass die Tierärzte recht haben, dass nur ein wirksamer Impfstoff als Vorbeugung dient, um diese Viren zu bekämpfen, sie zu bremsen oder zu stoppen. Die größte Aufmerksamkeit muss uns dazu animieren in- dem man täglich ein Auge über seinen ganzen Taubenbestand im Schlag wirft, um gleich zu sehen, wenn etwas nicht stimmt. Eine gesunde Taube im Körper und im Kopf sucht Kontakte, kommt einem entgegen, zeigt Freude uns gegenüber und ist neugierig auf alles. Spontan werden die Hochflieger mit Schwung und Kraft schnell hochsteigen und die Kunstflugtauben ihre Schau vorbildlich ausüben.
Die Sporttaubenpraxis entwickelt sich laufend weiter und bleibt vor allem eine Inspirationsquelle für die Enthusiasten, die wir sind und diejenigen, die es bleiben wollen. Das macht unser Hobby attraktiv, interessant und schön. Unsere Flugtauben sind es wert, dass man sie mit Sorgfalt behandelt und ihre Moral bewahrt. Die Tauben sind alle unterschiedlich im Charakter, im Ausdruck, in der Haltung unterschiedlich, aber alle sind sensibel und entwickeln ein gutes, uns dankbares Verhalten. Sie zeigen gern einen guten Willen unter einer Bedingung: Hinwendung und Beobachtung vom Züchter und Trainer, der Verstand dafür hat.
Roby LUNG, Ingwiller /Elsass
Herbsttreffen VSF 2020
Am 4.Oktober 2020 lud der VSF zum alljährlichen Herbsttreffen in Uerschhausen ein.
Unser Mitglied Martin Mörter und seine Frau Lotti haben alle Register gezogen um uns herzlich willkommen zu heissen, sogar Sonnenschein wurde organisiert.
Am Grill extra engagiert wurde Richi Wolf, selbst Hühner und Taubenzüchter, daneben Imker.
Wir trafen wunderbar schön dekorierte Tische an und haben uns vom ersten Moment an wohl gefühlt.
Martin züchtet mit viel Erfolg Süddeutsche Weissschwänze kupferfarbig, schwarze Fränkische Farbentauben, gelbe und rote Regensburger Tümmler, Bakiner, Kosovo Dünek und seit neustem Erlauer Tümmler.
Zwergzebus und Schwedische Blumenhühner waren auch zu bestaunen.
Rund 15 Mitglieder waren vor Ort, darunter Neumitglied Amédée Berli mit Freundin Noemi, Marco Schneider mit Partnerin Sabine und Tochter Paulina, welche den Urlaub extra wegen dem Treffen um einen Tag verlängert haben um zu kommen. Dann Uwe Seeger, der aus Deutschland angereist ist um dabei zu sein, und Gast Qemal Neziri waren da.
Einige Käfige mit Erlauer, Farbwienern und diversen anderen Tauben waren zu bestaunen und wechselten den Besitzer.
Es wurde viel gefachsimpelt und es war sehr schön, die Freunde und Kollegen wieder einmal zu sehen.
Der Grill wurde eingefeuert und die offerierten Steaks, Würste und Salate wurden mit Genuss verspeist. Herzlichen Dank Martin und Lotti.
Bei einer kurzen Ansprache des Präsidenten wurde der 2019 EFU Champion mit Türkischen Dönek, Uwe Seeger geehrt und mit seiner Urkunde ausgezeichnet.
Da wir ja keine GV hatten werden alle anderen Diplome von 2019 an der GV 2021 verteilt.
Eine grosse Freude war es für mich, den Veteran Christian Wingeier für 40 Jahre Vereinszugehörigkeit bei Kleintiere Schweiz mit dem silbernen Abzeichen zu ehren. Christian ist eine grosse Stütze des VSF, ohne ihn wäre der Verein nicht dort wo er heute ist. Danke für dein Engagement all die Jahre.
Heinz Gerber hat nach dem Mittagessen seinen Flugkasten aufgestellt und wir machten Wettflüge mit Wuta und mit Wammentauben.
Heinz ist ein hervorragender Trainer, doch wenn die Tauben in Mauser sind, sind top Flüge nicht zu erwarten. Es war für die anwesenden Zuschauer aber interessant zu sehen, wie die Tiere trainiert wurden und ihre Stürze zeigten.
Die Rakonitzer von Christian Wingeier waren etwas weiter in der Feder und zeigten eine gute Leistung. Herrliche Tierchen in schönen Farben mit guter Purzel- und Rollanlagen. Interessant auch hier, wenn man die Tiere in näher Umgebung fliegen sieht kann man viele Details beobachten, perfekt für den Flugkasten.
Gegen 16 Uhr ging der wunderschöne Tag zu Ende.
Ich danke im Namen vom VSF allen angereisten Freunden für ihr kommen und natürlich Martin und Lotti, für die Mühe und ihr Engagement.
Ihr habt uns einen schönen Tag beschert.
Text und Bilder: Franco Visonà, Oktober 2020
Bilder von Martin Moerter
TEXT UND BILDER: MARTIN MOERTER
Sonntag, 5. Juli 2020, VSF-Treffen bei super schönem Flugwetter, mit grillieren und was auch nicht fehlen darf: Flugkasten-Fliegen mit Wutas, Wammen, Dynek oder Dönek..Orientalen, Rakonitzer und Bakiner. Konnte nicht von allen die Flüge aufnehmen, war zwischendurch beschäftigt mit meiner Pfauentaube, sie hat sich zu weit vom Kasten entfernt, ist an den Rand und in das Wasser vom nahen Weiher geflogen. Wir konnten sie aber retten! Es war wieder einmal toll zusammen zu sitzen und das Hobby auszuleben.
Danke der Familie Gyr für die tolle Verpflegung und die Gastfreundschaft, auch Danke an die Wertungsrichter: Franco Visonà, Heinz Gerber, Hans Ganz und natürlich WR A.: Christian Wingeier.