Stolz auf seine Tauben und ihre Leistungen zu sein, wenn sie bei Wettbewerben hohe Punktzahlen erreichen, so ist dies eine wunderbare Gelegenheit, seine Tauben zu würdigen, anstatt sie alleine im Verborgenen seines Taubenschlags zu betrachten. Flugwettbewerbe in Flugvereinen sind die eine Sache, objektiv zu bleiben und eine gewisse Zurückhaltung zu bewahren, wenn man über die Heldentaten seiner Tauben spricht, das andere. Gegenüber dem Vergnügen, sie alleine fliegen zu sehen und sie einzuschätzen, ist ein in einem Wettbewerb erzieltes Ergebnis, ein handfester Beweis für die erbrachten Flug-Leistungen des jeweiligen Flugtauben-Stammes.
Nicht nur mit Brieftauben, sondern auch mit Hochflieger- und Kunstflugtauben haben wir schon immer Flugwettbewerbe veranstaltet. Vielleicht neigen wir dazu, dies zu vergessen, indem wir unsere Tauben nur zum Spaß halten, obwohl sie doch Athleten sind, die für Sportveranstaltungen geschaffen sind. Wenn der Geist des Wettbewerbs in seiner anregenden und edelsten Form verloren geht, besteht die Gefahr des Desinteresses an Flugturnieren und Wettflügen darin, dass die Qualitäten der Tauben auf Dauer nachlassen und sie ihre ursprünglichen Fähigkeiten verlieren können, die ehemalige und aktuelle Züchter über Jahrhunderte zu festigen versuchten.
Wie jede Sportdisziplin brauchen auch die Flugtauben einen Trainer. Hier kommen wir ins Spiel, und dies begann mit der Zucht von Tauben, die in der Lage sind, die Leistungen zu erbringen, die wir von ihnen erwarten. Es versteht sich von selbst, dass die Zucht und Ausbildung der Tauben nach den Flugvorschriften schwieriger ist als ohne ein genau festgelegtes Ziel. Obwohl die Wertungsordnungen in erster Linie der Beurteilung dienen, sind sie auch ein Leitfaden, um seine Zucht in die richtige Richtung zu lenken.
Ohne gute Tauben kann es lange dauern, bis wir über Leistung sprechen können. Die begehrten Elitetauben werden nur selten zum Verkauf angeboten und sind schwer zu bekommen, deshalb ist es besser die Tauben beim Fliegen zu sehen und nicht nur nach Erzählungen einzuordnen. Wenn sie während einer Meisterschaft oder eines Heimwettbewerbs hervorragende Tauben bei der Arbeit sehen und der Züchter sich bereit erklärt, ihnen die eine oder andere dieser Spitzentiere zu geben, kann man sagen, dass ihnen das Glück zugelächelt hat. Es ist klar, dass wir uns nicht in der Brieftauben-Welt befinden, wo alles auf Verkaufs- und Auktionsseiten gekauft und verkauft wird.
In unserem Umfeld bietet ihnen entweder ein befreundeter Züchter hervorragende Tauben an oder sie züchten sie selbst. Dies kann mit Vögeln guter Qualität und einer durchdachten, gezielten Paarung erreicht werden.
Mit tiefgründiger Arbeit und Ausdauer müssten gute Tauben entstehen. Selektion und Genetik, diese Worte hat jeder Züchter auf den Lippen, aber bei Flugtauben ist es komplizierter, als nur nach Aussehen und Farben zu züchten, weil die sportlichen Fähigkeiten eine Domäne sind, die für jede Rasse oder sogar jede Taube spezifisch ist, deren Ergebnis man nur erkennt, wenn sie im Einsatz sind, was eine bestimmte Zeit braucht, Wochen, wenn nicht Monate, oder je nach der Rasse gar ein Jahr dauern kann.
Um wissenschaftlich und detailliert über Vererbung, genetische Selektion und Übertragung der Gene zu sprechen, sind beste Kenntnisse erforderlich, über die ich nicht verfüge. Für diejenigen, die ihr Wissen auf diesem Gebiet vertiefen möchten, gibt es genügend Literatur. Natürlich habe ich informative Kapitel über Genetik gelesen, aber meine eigene Vorstellung ist relativ einfach und grundlegend. Ich paare die Besten mit den Besten zusammen, aus Linien, die sich gut bewährt haben. Ich züchte und bilde meine Wiener Hochflugtauben nach einem Ziel aus, von dem ich nie abweiche: Robuste Tiere, Leistung und Flughöhe stehen im Vordergrund. Wenn mir das typische Fliegen und das Erscheinungsbild meiner Tauben am Herzen liegt, sind es die spezifischen Gene, die es ermöglichen bei meinen Fliegern die extreme Flughöhe zu erreichen und diese so lange wie möglich zu halten.
Bei den Kunstflugtauben sind es die Gene, die für die Qualität der Figuren, Rollen und die perfekt ausgeführten Saltos bestimmend sind, und die größte Aufmerksamkeit erregen müssen. Bei den berühmtesten Rassen, die uns unverfälscht überliefert wurden, sind diese Gene normalerweise über Generationen hinweg fixiert. Es ist unsere Pflicht, dieses Erbe nicht zu zerstören, weshalb wir die Stämme und Abstammungslinien, die uns am Herzen liegen, rein bewahren sollen. Jeder Züchter hat seine persönlichen Vorstellungen und seine eigene Art, mit seinen Tauben umzugehen. Selbst funktioniere ich vorwiegend nach Instinkt und Intuition, aber mit genauen Regeln. Die Erfahrung jahrelanger Praxis und Teilnahme an Flugwettbewerben haben einige vorhandene Theorien ersetzt. Allerdings lese ich alles, was ich zum Thema Sporttauben in die Finger bekommen kann, aber das Schönste und Interessante für mich heutzutage sind neuen Flugexperimente und die Analyse dessen, was ich Tag für Tag sehe, um das Notwendige als Schlussfolgerung herauszufinden.
Was das übertragene genetische Potenzial bei Tauben so wichtig macht, ist die Tatsache, dass ohne die Prägung diese besonderen spezifischen Gene den Rest des Flugerfolges ungewiss machen. Der Rest ist das Erwerben und Selbstlernen bei den Tauben auf natürlicher Weise. Tauben lassen sich leicht beeinflussen, so dass sie sich alles einprägen, was sie sehen und erleben. Jede Handlung unsererseits wird schnell mit positiven oder negativen Auswirkungen erfasst, die zu Gewohnheiten führen können, die, ob gut oder schlecht, zur Routine werden und nur schwer oder gar nicht mehr zu korrigieren sind.
Es ist die Verschmelzung dieser Errungenschaften mit dem weitergegebenen genetischen Erbe der Eltern, aus dem durchschnittliche Tauben, gute Tauben, Elitetauben oder schlimmstenfalls sportlich ungeeignete Tauben entstehen. Im Grunde ist es egal wie sehr wir nach der besten genetischen Gleichung suchen oder versuchen mit allen möglichen Tricks und ausgefeilten Futterrezepten alles zu perfektionieren. Wir werden immer auf diese einfache Beobachtung zurückkommen.
Bei einem Flugwettbewerb scheinen zwei Dinge wesentlich wichtig:
1) Gutes akrobatisches Potenzial bei den Kunstflugtauben und bei den Hochfliegern; die Fähigkeit, große Höhen zu erreichen und zu halten.
2) Die Flugzeit
Bei Rollern und Purzlern war die lange Flugzeit früher viel geschätzter und begehrter als heute. Allerdings halten einige Kunstflugtauben die 60-Minuten der Kunstflugordnung gut durch, wenn nicht, fliegen sie sogar durch. Aus heutiger Sicht scheint das schon eine lange Zeit zu sein, aber ich erinnere mich an alte Stämme von orientalischen und Birmingham Rollern (Ursprung USA und Kanada), die öfter einen dreistündigen Flug absolvierten.
Abgesehen aus organisatorischen Gründen einer Meisterschaft, mag die auf 30-Minuten festgelegte Flugdauer bei Tauben, die auf dem Flugkasten fliegen, etwas dürftig erscheinen, da sie wahrscheinlich in der Lage wären, höhere Ergebnisse zu erzielen, wenn wir den Flug auf natürliche Weise ablaufen lassen würden, beispielweise keine Droppertauben (Locktauben) einsetzen würden.
Bei einer Hochflugabnahme sollten die Tauben unbedingt größte Höhen erreichen und dort so lange wie möglich bleiben. Ich spreche hier von Punkthöhe: Kein sichtbarer Kopf oder Schwanz oder Flügelschlag ist dort in dieser Höhe zu erkennen.
Die sogenannte unsichtbare Höhe gilt für viele Amateure als das Non plus Ultra des Höhenflugs. Dies ist nicht meine Meinung, da ich die Unsichtbarkeit von Tauben in einem Live- und vor allem visuellen Spektakel für unwillkommen halte. Natürlich, wenn sich die Hochflugtauben jedoch dazu entschließen, in unsichtbare Höhen aufzusteigen, gibt es keine Möglichkeit, sie aufzuhalten, denn es handelt sich immer um Tauben, die den Rausch der Höhe in sich verankert haben und in Topform sind. Sicherlich lässt die Unsichtbarkeit den Adrenalinspiegel hochsteigen, aber Tauben zu lange außer Sichtweite, da wird es stressig. Das Einzige, was ich in diesem Fall gefunden habe, ist, ein zweites Team freizulassen, um die unsichtbaren Tauben eine Stufe herabzuholen, mit der Gefahr, dass sich die beiden Formationen vermischen und zusammen ebenfalls außer Sicht zu gehen, wie es mir bereits bei den Wienern passiert ist. Dropper in niedriger Höhe fliegen lassen wie das bei den Sturzflugtauben üblich ist, funktioniert bei unsichtbar fliegenden Wienern normalerweise nicht. Im Wettflug würde sowieso die Beurteilung direkt beendet, da das Starten von Droppertauben den Wettflug beendet. Der Flug, die Punktvergabe wäre dann beendet. Lange Flugzeit bedeutet Ausdauer, könnte man sagen. Bei Luftakrobatik-Wettbewerben ist eine gute Ausdauer für die korrekte Ausführung, Anzahl, Dichte und schnelles Rollen und Saltos oder anderen Figuren angebracht.
Wir wissen ungefähr, wie lang die eigenen Tauben im Durchschnitt fliegen können, aber da alle Flüge von den Wetterbedingungen und der aktuellen Greifvogel-Situation abhängen, sind diese Faktoren ald Ganzes nicht vorhersehbar. Allerdings können wir bei einem Wettbewerb immer versuchen, die Flugzeit zu verlängern und dafür mangelt es nicht an Theorien, Rezepten, großen und kleinen Geheimnissen.
Ich möchte kein Geheimnis preisgeben, sondern nur meine Art und Weise vorschlagen. Nichts ist für einen Trainer normaler als seine Tauben dazu zu bringen, im Wettkampf besser zu fliegen. In diesem Stadium mit meinen eigenen Tauben müssen sie schon etwas vor dem Wettflugtag derartige Leistungen zeigen. Der letzte Schritt besteht darin, die Tauben zu ermutigen, den Flug so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Die beiden Dinge, die ihnen helfen können, sind die Flugabstände (Ruhephasen) und die Fütterung zum günstigsten Zeitpunkt vor dem eigentlichen Start. Hierzu ist es gut, die Verdauungszeit der Tauben zu kennen, deren gesamter Prozess etwa 5 bis 6 Stunden dauert. Die gespeicherte Energie wird so von den Tauben während des Fluges optimal genutzt.
Mit einer erheblichen Ruhezeit zwischen den Flügen erhöht sich die Flugzeit natürlich. Im normalen Training lasse ich meine Wiener Hochflugtauben jeden zweiten Tag frei, was ausreicht, um die nötige Ausdauer zu erlangen. Bei einem Wettflug oder einem reinen Leistungsflug haben die Tauben drei Ruhetage, nach meinem inneren Gefühl manchmal sogar vier Tage.
Bestimmte Rassen verbrauchen mit ihrem wendigen und schnellen Flug viel Energie. Dies ist der Fall beim Wiener Hochflieger. Ich serviere ihnen die ganze Flugsaison über ein leichtes, aber reichhaltiges Futter in einer einzigen Mahlzeit von etwa 20 g pro Taube am Abend; bei anderen Rassen oder nach der Jahreszeit, Mauserstand, ist eine Anpassung der verteilten Getreidemenge erforderlich.
Während dieser 3 bis 4 Ruhetage vor dem Wettkampf ändere ich die Zusammensetzung der Mischung nicht mehr und gebe keine kleinen aufregenden Samen wie Hanf oder Raps, wie ich es früher getan habe. Dadurch werden die ohnehin schon von Natur aus nervösen Wiener nur überreizt, so dass sie ihre Energiereserven schneller aufbrauchen, indem sie verrückter fliegen und walzen, anstatt gelassener, aber typisch zu fliegen wie es bei den Wiener Hochflugtauben üblich ist, wodurch sie in diesem Fall weniger lange durchhalten, also genau das Gegenteil des angestrebten Ziels zeigen. Ein Hochflug-Wettbewerb ist nicht der beste Zeitpunkt für eine Demonstration von Flugstil und Eleganz; es ist die extreme Höhe und beste Leistung, die wir anstreben..
Deshalb füttere ich am Abend vor einem Wettflug bis zur vollständigen Sättigung, was in der Nacht verdaut wird und die so gespeicherte Energie von den Tauben zum Fliegen am nächsten Morgen genutzt wird. Da der Kropf am Abend gut gefüllt ist, füttere ich am nächsten Morgen nichts mehr. Die Tauben fliegen mit leerem Magen, aber doch nicht mit Hunger.Vor dem eigentlichen Auflassen morgens am Wettflugtag füttere ich nichts. Das Risiko besteht darin, dass die Tauben noch einmal fressen und während des Fluges erneut verdauen, was sie eher dazu verleiten würde, eher zu pausieren als zu fliegen. Wer ihnen vor der Freilassung doch noch was geben möchte, sollte wenig, sehr leichtes Futter geben. Ein wenig Hirse oder trockenes, mit dem Fuß zerdrücktes Brot, wie ich es zufällig bei sehr heißem Wetter getan habe, kann man geben. Nur, dass Tauben daraufhin etwas trinken bevor es an das eigentliche Fliegen geht. Sobald die Außentemperatur ansteigt, fliegen manche Tauben nicht mehr gut und wenn man ihnen vor dem Freilassen etwas zu trinken gibt, kann dies verhindern, dass sie ihren Flug aufgrund von Durst verkürzen.
Wie sie sehen, kein Wunderrezept. Eine plötzliche Änderung der Gewohnheiten bei Tauben, die das nicht besonders mögen, ist oft eher kontraproduktiv als förderlich.
Bei Akrobaten steht bei Wettkämpfen die Dauer des Fluges an sich nicht im Vordergrund. Die gespeicherte Energie muss für den reinen Kunstflug, das Rollen und die Saltos viel mehr genutzt werden als für die Langzeitflüge. Allerdings muss die Beziehung zwischen der Flugzeit und der Anzahl der jeweiligen Kunstflugfiguren berücksichtigt werden. Die Zahl an rollen oder figuren allein sagt nicht zwangsläufig etwas über die beste Taube aus, wenn man nicht auch die Zeit berücksichtigt, die sie für ihre akrobatischen Figuren benötigt.
Nachdem man alles getan hat, um gute Leistungen zu erzielen, ist keine Taube vor dem Scheitern sicher. Die Besten können genauso schnell erkranken wie die Schlechteren, manche Flieger können schnell verkümmern und die Lust am Fliegen verlieren. In diesem Fall haben wir die Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, während wir oft auch unter Raubvogelangriffen leiden und nichts dagegen ausrichten können. Kommt es während eines Wettkampfes zu einem Angriff auf ein Dreiertrupp und kommt dabei eine der Tauben ums Leben, ist der Flug beendet. Bei Hochflugtauben kann der Wettbewerb fortgesetzt werden, solange die Hälfte der Tauben weiterfliegt, außer dass der Enthusiasmus, den die Tauben zu Beginn in den Flug gesteckt haben, oftmals zunichte gemacht wird und das Endergebnis beeinträchtigt wird. Unter anderem ist dies einer der Gründe, der zur Verschlechterung des Wettfluges führt.
Man kann vielleicht doch versuchen, zu konkurrieren, indem wir den Moment wählen, in dem die Raubvögel etwas ruhiger sind, obwohl nichts weniger sicher ist. Ich finde ein guter Zeitpunkt für die Durchführung eines Wettfluges ist eben zu der Zeit im April und Mai so lange die Falken Nester bauen und brüten, auf jeden Fall vor der Geburt der jungen Falken. Danach wird es mit der aufwachenden Wildheit und dem Jagen der Eltern sehr kompliziert.
Aus diesem Grund habe ich dieses Jahr schon im Januar mit der Zucht begonnen, um im März Junge auf den Flügeln zu haben. Da sie im April gut flogen, absolvierte ich am 20. April einen ersten Wettflug mit gültiger Wertung, bei dem die Wiener ein gutes Ergebnis zeigten mit einer Flugzeit von 4 Stdn. 13 Min davon fast 1/3 der gesamte zeit in Preishohe. Normalerweise mache ich Wettfluge im Juni/Juli/August und frage mich immer noch, warum ich mich auf diesen Zeitraum konzentriere, der eigentlich nicht der günstigste für Wettflüge ist, zwischen immer größeren Hitzeperioden, Anfang der Mauser und Greifvögeln in voller Aktivität. Das erhaten der alte Jauker Tradition Warscheinlich!.
Ja, der Brauch ist zu einer Gewohnheit geworden, die sich durch die jahrelange Wiederholung so weit im Gewissen und der Vorstellung der Züchter verankert hat. Doch ist heutzutage alles anders geworden in einer Verukt geworden Welt so dass man nur staunen kann das der Hochflug und Kunstflugtaubensport immer noch ein fantatisches hobby ist und bleibt, unabhängig vom Alter und der Art und Weise, wie wir es erleben.
Roby LUNG